Das kritische Sehverstehen und die Fähigkeit, (literarische/didaktisierte) Bilder bzw. Materialien detailliert mündlich zu beschreiben, sind im Anfangsunterricht Spanisch von großer Bedeutung. Diese Fähigkeiten fördern nicht nur das Sprachverständnis, sondern auch die Kreativität und das kritische Denken der SuS im Umgang mit verschiedenen Medien (Kerncurriculum Sekundarstufe II, Gymnasiale Oberstufe – Spanisch).
In diesem Artikel wird ein Unterrichtsvorgehen beschrieben, das den Einsatz von KI-generierten Bildern in Kombination mit einer KI-Kurzgeschichte beinhaltet. Ziel ist es, das kritische Sehverstehen, die Bildbeschreibung und die ästhetische Beurteilung von KI-generierten Bildern zu schulen. Am Ende des Artikels werden die Themen Literaturästhetik, kreative Bilderverfahren mit KI-generierten Bildern sowie Sprech- und Schreibanlässe durch KI-generierte Bilder diskutiert.
Unterrichtsvorgehen und einzelne Schritte
Einleitung in das Thema
Zu Beginn des Unterrichts wurde den Schülern die KI-Kurzgeschichte „La aventura“ von Juan AI (ein fiktiver Autorname von ChatGPT 4.0) vorgestellt. Die Geschichte handelt von einem Jungen, der in einem verzauberten Wald nach einem versteckten Schatz sucht. Die Handlung wird in mehreren Schritten beschrieben, wobei der Protagonist, ein namenloser Ich-Erzähler, verschiedene Orte besucht:
- Er sucht einen Schatz im Wald.
- Am Anfang ist er im Wald.
- Dann geht er zum Schloss.
- Danach geht er zur Höhle.
- Außerdem wandert er auf einem Berg und beobachtet eine dunkle Höhle bzw. sieht Drachen am Himmel fliegen.
- Anschließend sieht er ein Licht in den Bäumen.
- Am Ende wandert er wieder auf einem Berg und beobachtet eine dunkle Höhle.
(Kurzversion der Kurzgeschichte – Vollversion: s. Digitale Pinnwand: taskcards)
Beispiel für ein Resümee:
Die Geschichte „La aventura“ von Juan AI (siehe oben) handelt von einem Jungen, der in einem verzauberten Wald nach einem Schatz sucht. Zuerst befindet er sich im Wald und macht sich auf den Weg zu einem Schloss. Danach geht er zu einer Höhle. Auf einem Berg beobachtet er eine dunkle Höhle und sieht Drachen am Himmel fliegen. Anschließend bemerkt er ein Licht in den Bäumen. Zum Schluss wandert er erneut auf einem Berg und beobachtet die dunkle Höhle.
El cuento „La aventura“ de Juan AI trata de un niño que busca un tesoro en un bosque encantado. Primero, se encuentra en el bosque y se dirige hacia un castillo. Luego va a una cueva. En una montaña, observa una cueva oscura y ve dragones volando en el cielo. Después, nota una luz en los árboles. Al final, vuelve a caminar en una montaña y observa la cueva oscura.
Unterrichtsvorgehen als Skizze:
Erstellen eines spanischsprachigen KI-Märchen-/Bilderbuchs
Schritt 1: Öffnen der KI-Website
Die Schüler öffnen die Website zur Generierung von KI-Bildern: Perchance AI Text-to-Image Generator.
Schritt 2: Einfügen der Sätze
Die Schüler kopieren die eigenformulierten Sätze der Geschichte (1-6) und fügen sie in die KI ein, um entsprechende Bilder zu generieren (vorab: Rezeption und Zusammenfassen der KI-Kurzgeschichte).
Schritt 3: Generieren von KI-Bildern
Die KI erzeugt durch eigenständiges „Prompting“ Bilder, die die im Text beschriebenen Szenen darstellen. Dies ermöglicht den Schülern, visuelle Repräsentationen der Handlung zu sehen und ihre Vorstellungskraft zu erweitern. Durch das Prompting können auch verschiedene Szenarien und Darstellungsmöglichkeiten erkundet werden, was zu einem tieferen Verständnis des Inhalts beiträgt (Multiperspektivität).
Schritt 4: Beschreiben der KI-Bilder auf Spanisch
Die Schüler beschreiben die KI-Bilder gemeinsam mit einem Partner auf Spanisch. Für jede Bildbeschreibung sollen sie 4-6 Sätze mündlich sowie schriftlich verfassen, wobei sie eine Anleitung nutzen (s. Digitale Pinnwand: taskcards).
Beispiel:
Satz 1: Está buscando un tesoro en el bosque.
Bildbeschreibung: Una ilustración bonita de un niño aventurero buscando un tesoro escondido en un bosque denso. El niño lleva ropa vieja, con una brújula vieja y una pequeña linterna en la mano, mirando al cielo como si buscara ayuda. Al fondo podemos ver un bosque que tiene árboles altos que dejan pasar un poco de luz del sol, con un cofre del tesoro visible a lo lejos. La atmósfera tiene un sentido de exploración y misterio.
Schritt 5: Bewerten der Bilder anhand ihrer Ästhetik
Die Schüler bewerten die erstellten Bilder anhand ihrer Ästhetik. Dabei sollen sie verschiedene Aspekte der Bild- und Literaturästhetik reflektieren und kritisch betrachten. Sie können sich dabei auf Fragen konzentrieren wie:
- Wie gut repräsentiert das Bild den beschriebenen Text?
- Welche Emotionen und Stimmungen werden durch das Bild vermittelt?
- Welche künstlerischen Elemente (Farbgebung, Komposition, Details) tragen zur Ästhetik des Bildes bei?
- Wie kommt es zu den unterschiedlichen Interpretationen/Bildkompositionen?
Prompting = eine eigene Mathematik?!? – eine „Promptingschulung“ lohnt sich!
Ein wertvoller Tipp aus der Praxis ist die Einführung einer „Promptingschulung” im Unterricht. Diese Schulung hilft den Schülern, effektive und präzise Eingaben (Prompts) für die KI-Generierung von Bildern und Texten zu formulieren. Durch gezieltes Training lernen die Schüler, welche Wörter und Phrasen die besten Ergebnisse liefern und wie sie die KI-Anweisungen so gestalten können, dass die generierten Bilder und Texte ihren Erwartungen und Anforderungen entsprechen. Eine solche Schulung fördert nicht nur das technische Verständnis der Schüler im Umgang mit KI-Tools, sondern schärft auch ihre Fähigkeit zur klaren und präzisen Kommunikation. In der Praxis zeigt sich, dass gut formulierte Prompts zu qualitativ hochwertigeren und ästhetisch ansprechenderen Ergebnissen führen, was den Lernprozess bereichert und die Kreativität der Schüler weiter entfaltet.
Ein Beispiel aus dem Unterricht:
„Verfasse einen/eine (Texttyp eingeben) im ((Zeitform)) auf Spanisch, über das Thema “ (Urlaub, Arbeit, Arbeitswelt, Essen, Abenteuer, Probleme, Konflikte mit Eltern)“ (mind./max.: Länge: ((XY)) Wörter) auf Niveau ((A1/A2/B1/B2/C1/C2)) für Schüler.
Diskussion: Literaturästhetik, kreative Bilderverfahren und Sprech- und Schreibanlässe
„KI-Literaturästhetik und KI-Bildästhetik“
Die Ästhetik in der Literatur bezieht sich auf die Wahrnehmung und Interpretation der künstlerischen und stilistischen Qualitäten eines Textes. In diesem Kontext spielt die visuelle Darstellung eine wesentliche Rolle. KI-generierte Bilder können die literarische Erfahrung der Leser erheblich beeinflussen. Durch die Visualisierung von Handlungsszenen können Emotionen und Atmosphären verstärkt oder verändert werden. Die Ästhetik der KI-Bilder trägt somit maßgeblich zur Gesamtwirkung der Geschichte bei und kann die Leser dazu inspirieren, sich tiefer mit dem Text auseinanderzusetzen.
Kreative Bilderverfahren mit KI-generierten Bildern
Die Nutzung von KI zur Generierung von Bildern eröffnet neue Möglichkeiten für kreative Bilderverfahren im Unterricht. Die Schüler können mithilfe dieser Technologie ihre Vorstellungskraft erweitern und ihre eigenen Geschichten visuell zum Leben erwecken. Dabei können sie verschiedene Stile und Darstellungsformen ausprobieren und ihre künstlerischen Fähigkeiten weiterentwickeln. KI-Generierungstools, wie Perchance, bieten eine Plattform, auf der Schüler ihre kreativen Ideen umsetzen und experimentieren können, ohne sich auf traditionelle künstlerische Fähigkeiten zu beschränken.
Sprech- und Schreibanlässe durch KI-generierte Bilder
Die generierten Bilder dienen nicht nur als visuelle Unterstützung, sondern können auch als Ausgangspunkt für Sprech- und Schreibanlässe dienen. Die Schüler können über die Bilder (mündlich) sprechen und diskutieren, indem sie ihre Eindrücke und Interpretationen teilen. Darüber hinaus können sie Geschichten oder Gedichte zu den Bildern verfassen und so ihre kreativen Schreibfähigkeiten verbessern. Die Bilder regen die Fantasie der Schüler an und bieten ihnen die Möglichkeit, ihre sprachlichen und narrativen Fähigkeiten zu entwickeln.
Was ist für die Reflektion wichtig? Wie funktioniert eine KI?
Die Generierung von Bildern durch KI erfolgt in der Regel mithilfe von sogenannten generativen neuronalen Netzwerken, die auf dem Prinzip des maschinellen Lernens basieren. Eines der bekanntesten Modelle für die Bildgenerierung ist der „stochastische Papagei“, auch als GPT (Generative Pre-trained Transformer) bekannt. Dieses Modell nutzt ein neuronales Netzwerk, das darauf trainiert wurde, natürliche Sprache zu verstehen und zu generieren, um Bilder zu erstellen, die mit einem gegebenen Text in Zusammenhang stehen.
Der „stochastische Papagei“ funktioniert dabei in mehreren Schritten. Zunächst wird das Modell mit großen Mengen an Bilddaten trainiert, um ein Verständnis für verschiedene visuelle Konzepte zu entwickeln. Dabei lernt das Modell, wie bestimmte Objekte, Szenen und Muster in Bildern dargestellt werden können. Sobald das Modell trainiert ist, kann es verwendet werden, um Bilder zu generieren, die zu einem gegebenen Text passen. Dazu wird der Text in das Modell eingegeben, und das Modell erzeugt ein Bild, das die im Text beschriebenen Szenen oder Konzepte visuell darstellt.
Es ist wichtig zu beachten, dass die generierten Bilder zwar auf dem gegebenen Text basieren, aber nicht immer perfekt die Thematik visuell darstellen. Aufgrund der komplexen Natur von Bildern und der begrenzten Fähigkeiten von KI-Modellen können die generierten Bilder manchmal ungenau oder surreal wirken. Dennoch können sie als Ausgangspunkt dienen, um die Vorstellungskraft anzuregen und als Inspiration für weitere kreative Arbeit zu dienen.
Reflexion mit den Schülern
Bei der Reflexion mit den Schülern ist es wichtig, genau diese Aspekte anzusprechen und sie dazu zu ermutigen, kritisch über die generierten Bilder nachzudenken. Sie sollten ermutigt werden, die Stärken und Schwächen der Bilder zu identifizieren sowie zu reflektieren, wie gut die Bilder die Thematik des Textes visuell darstellen. Durch eine offene Diskussion können die Schüler ein tieferes Verständnis für die Möglichkeiten und Grenzen von KI in der Bildgenerierung entwickeln und gleichzeitig ihre eigenen ästhetischen Vorlieben und kreativen Ideen erkunden.
Kann eine KI einen Autor für Bilderbücher ersetzen?
Die Frage, ob eine KI einen Autor für Bilderbücher ersetzen kann, ist komplex und wirft verschiedene Überlegungen auf. Zunächst einmal ist es wichtig zu verstehen, dass KI-Generierungstools zwar in der Lage sind, Bilder zu erstellen, jedoch nicht über kreative Fähigkeiten im menschlichen Sinne verfügen. Eine KI kann aufgrund von Algorithmen und Datenmustern Bilder generieren, die auf vorhandenen Informationen basieren, aber sie kann nicht intuitiv oder einfallsreich handeln wie ein menschlicher Autor.
Ein Autor für Bilderbücher bringt oft eine Vielzahl von Fähigkeiten und Erfahrungen mit, die über das bloße Generieren von Bildern hinausgehen. Dazu gehören kreative Vorstellungskraft, emotionale Intelligenz, kulturelles Verständnis und die Fähigkeit, komplexe Geschichten zu entwickeln, die sowohl Kinder als auch Erwachsene ansprechen. Ein guter Autor kann eine Geschichte mit Tiefe und Bedeutung schaffen, die die Leser berührt und inspiriert.
Dennoch können KI-Generierungstools als nützliche Werkzeuge für Autoren dienen, um ihre kreativen Prozesse zu unterstützen und zu erweitern. Zum Beispiel können Autoren KI verwenden, um Inspiration für Charakterdesigns, Landschaften oder Handlungsszenen zu erhalten. Sie können die generierten Bilder als Ausgangspunkt nehmen und sie in ihre eigene kreative Arbeit integrieren, indem sie sie anpassen, modifizieren oder erweitern.
Darüber hinaus können KI-Generierungstools Autoren dabei unterstützen, effizienter zu arbeiten und Zeit bei der Illustration ihrer Geschichten zu sparen. Anstatt jedes Bild von Grund auf neu zu erstellen, können Autoren KI verwenden, um schnelle Skizzen oder Entwürfe zu generieren, die als Grundlage für ihre eigenen Illustrationen dienen können.
Es ist jedoch wichtig zu betonen, dass die Verwendung von KI-Generierungstools die Rolle des menschlichen Autors nicht vollständig ersetzt. Letztendlich ist es die menschliche Kreativität, die den Kern eines Bilderbuchs ausmacht und ihm seine einzigartige Persönlichkeit verleiht. Autoren bringen ihre eigenen Stimmen, Perspektiven und Lebenserfahrungen in ihre Arbeit ein, die nicht von einer KI reproduziert werden können.
Insgesamt kann eine KI also einen Autor für Bilderbücher nicht vollständig ersetzen, aber sie kann als unterstützendes Werkzeug dienen, um den kreativen Prozess zu erweitern und zu bereichern. Es liegt an den Autoren, wie sie diese Technologie nutzen und in ihre eigene kreative Arbeit integrieren möchten.
Fazit
Die Integration von KI-generierten Bildern in den Unterricht kann das Sehverstehen, die Bildbeschreibung und die ästhetische Beurteilung von Bildern erheblich fördern. Durch die Kombination von Texten und visuell unterstützten Elementen können Schüler ihre Sprachkenntnisse vertiefen, ihre kreativen Fähigkeiten erweitern und ein kritisches Verständnis für die Ästhetik entwickeln.
Gianni Triantis
Einige Beispiele lassen sich hier vorfinden: